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Vortragsveranstaltungen des APD zur tieferen Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte
Im Rahmen der erweiterten Sitzung der Regierung der Republik Kasachstan am 11.02.2015 hat Präsident Nazarbayev erneut nachdrücklich die verstärkte Entwicklung der Landwirtschaft und der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte gefordert. Kasachstan hat die Produktion wichtiger landwirtschaftlicher Produkte bereits gesteigert und verfügt über weitere große Potenziale. Neben einer noch nicht ausreichend entwickelten Infrastruktur sind es vor allem fehlende Kapazitäten zur Lagerung und Verarbeitung, die die Wertschöpfung hemmen. In Bezug auf die Verarbeitung von Getreide steht und stand vor allem die Mühlenindustrie im Vordergrund. Der APD hat jedoch bereits im Jahr 2012 auf die tiefere Verarbeitung von Getreide und anderen landwirtschaftlichen Produkten zu biotechnologischen Rohstoffen verwiesen. Anknüpfend an die damalige Informationsveranstaltung hat sich der APD in der Zeit vom 10. bis 13.03.2015 mit Unterstützung deutscher Experten der Firma EPC Group erneut mit diesem Thema beschäftigt. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Landwirtschaft der Republik Kasachstan und mit KazAgroInnovazia AG wurde am 11.03.2015 im Konferenzsaal von KazAgro eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung durchgeführt.
Der Direktor für strategische Planungen des Ministeriums für Landwirtschaft der RK, Herr Serik Ibrayev, informierte in seiner einleitenden Rede über die aktuelle Entwicklung der Landwirtschaft und die grundsätzlichen Vorhaben des Ministerium in Bezug auf die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte.
Frau Sarbassova, Direktorin des Kasachischen Instituts für die Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte stellte in Ihrer Präsentation das Institut und die aktuellen Forschungsergebnisse vor. Die Teilnehmer konnten sich vom hohen Niveau der geleisteten Forschungsarbeiten überzeugen. Frau Sarbassova stellte dar, dass das Institut bereits auf vielen Gebieten umsetzbare Technologien für die tiefere Verarbeitung insbesondere von Getreide aber auch von anderen Produkten entwickelt hat. Jetzt kommt es vor allem darauf an, diese neuen Technologien mit Hilfe der Wirtschaft und zielgerichteter politischer Förderung in die Produktion umzusetzen.
Die Deutschen Experten betonten in Ihren Vorträgen insbesondere, dass die Erzeugung biotechnologischer Rohstoffe aus landwirtschaftlichen Produkten Grundlagen zur Entwicklung völlig neuer Wertschöpfungsketten in der kasachischen Industrie schaffen kann. Dabei sind sowohl der nationale als auch internationale Märkte potenzielle Abnehmer.
Herr Glück konzentrierte sich in seinem Vortrag vor allem auf die Verarbeitung von Getreide, verwies aber auch auf die Verarbeitung weiterer Agrarrohstoffe (Kartoffeln). Er stellte technische und wirtschaftliche Möglichkeiten der tieferen Verarbeitung vor und ging auf die Konzeptplanung für Betriebe der industriellen Biotechnologie ein (Ideen, Bedingungen, Wirtschaftlichkeit). Anhand der Erfahrungen der Firma EPC Group bei der Realisierung von Projekten machte er deutlich, wie Projekte von der Idee bis zur funktionierenden Anlage oder für einen kompletten Betrieb sicher und erfolgreich gestaltet werden sollten (Projektierung, Finanzierung, Bau, Inbetriebnahme, Nachbetreuung).
Kasachstan ist an der Einführung modernster Technologien und neuester Erkenntnisse bei der Verarbeitung agrarischer Rohstoffe interessiert. Dazu bedarf es neben der Initiative von Investoren vor allem eines marktorientierten Konzeptes, aber auch einer soliden Finanzierung.
Herr Barth widmete sich in seinem Vortrag am Bespiel der Verarbeitung von Soja zu Eiweißkonzentrat und Eiweißisolat der Verarbeitung von Ölfrüchten. In seinem Beitrag wurde besonders deutlich, welche zusätzlichen Wertschöpfungen durch die tiefere Verarbeitung ermöglicht werden. Es wurde auch die breite Verwendung der Zwischen- und Endprodukte für Bereiche der Aquakultur und Rinderzucht aufgezeigt und die damit verbunden Chancen der weiteren Entwicklung des Agrarsektors in Kasachstan.
Im Anschluss an die Vorträge gab es die Möglichkeit zur Diskussion, die von den Teilnehmern auch ausgiebig genutzt wurde.
Am zweiten Tag gab es dann einen intensiven Erfahrungsaustausch im Kasachischen Institut für Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte und bei KazAgroInnovazia. Während ihres Aufenthaltes in Astana besuchten die Experten auch die Messe „AgriTek“ und konnten am Gemeinschaftsstand des APD und des Deutschen Agrarzentrums mit interessierten Besuchern aus der Wirtschaft in Erfahrungsaustausch treten und die Verarbeitungstechnologien vorstellen.
Das Programm der Experten wurde mit einer analogen Veranstaltung an der KazNAU in Almaty fortgesetzt. Auch hier gab es nach den Vorträgen eine angeregte Diskussion, wobei wissenschaftliche und ökonomische Aspekte im Mittelpunkt standen. Die Wissenschaftler verwiesen auf die besonderen klimatischen Bedingen und die Notwendigkeit, auch in Bezug auf die Verarbeitung spezifische Lösungen für Kasachstan zu suchen.
Sowohl direkt bei den Veranstaltungen in Astana und Almaty als auch an den Folgetagen fanden Gespräche mit Vertretern der kasachischen Wirtschaft statt. Neben technischen und technologischen Fragen wurden dabei auch Aspekte der Finanzierung diskutiert.
Aus der Sicht des Projektes „Deutsch-Kasachischer Agrarpolitischer Dialog“ ist es mit diesen Veranstaltungen im Rahmen des Kurzzeiteinsatzes der Experten gelungen, Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft für das Thema tiefere Verarbeitung zu sensibilisieren und eventuell neue Projekte zur Entwicklung der kasachischen Wirtschaft anzuregen.